Erfahrungsbericht von Leon
Ich möchte im folgenden Beitrag über meine Erfahrungen mit Beckenbodenphysiotherapie berichten.
Kurz zu meinem Hintergrund: ich bin männlich und habe eine leichte Cerebralparese. Die Beckenbodenphysiotherapie konnte ich vor einigen Jahren machen, als ich Mitte zwanzig war.
Die Chance die Therapie zu machen, erhielt ich, als bei mir eine Blasenentleerungsstörung diagnostiziert wurde. Das Problem ist im Grunde, dass u.a. die Beckenbodenmuskulatur bei mir oft eine hohe Spannung hat und sich nicht richtig entspannt. So erhielt ich eine Verordnung für die Therapie, damit ich lernen konnte, die Beckenbodenmuskulatur besser zu entspannen. Darüber war ich sehr froh.
Allgemein finde ich wichtig festzuhalten, dass es in Zusammenhang mit dem Beckenboden verschiedene Problematiken geben kann. Wie oben angesprochen kann Beckenbodenphysiotherapie in Zusammenhang mit Blasenentleerungsstörung infolge verspannter Muskeln eine Hilfe sein. Genauso kann die Therapie der Behandlung von Inkontinenzproblemen, die manchmal durch zu schwache Muskeln verursacht werden, oder zur Behandlung von Schmerzproblemen dienen. Oder für Männer gibt es manchmal Begleitprogramme, wenn sie eine Prostataoperation benötigen.
Dementsprechend ist es wichtig, dass es Physiotherapeutinnen und -therapeuten gibt, die zu den verschiedene Themenbereichen Fachwissen haben. Unter www.pelvisuisse.ch gibt es ein nützliches Online-Verzeichnis, wobei verschiedene Therapeutinnen und Therapeuten verschiedene Schwerpunkte haben.
Als ich mich damals auf die Suche nach einer passenden Therapeutin oder einem passenden Therapeuten machte, fand ich die Homepages von Pelvisuisse und der verlinkten Therapeutinnen und Therapeuten nützlich, aber nicht perfekt. Bei vielen der Angebote war ich mir nicht sicher, ob die Therapeutinnen und Therapeuten Fachkenntnisse zu Blasenentleerungsstörungen bzw. neurologisch bedingten Beschwerden in Zusammenhang mit dem Beckenboden hatten. Oft wurden auf den Homepages bekanntere Probleme, wie dass der Beckenboden zu schwach sein kann, eher ins Zentrum gestellt als meine Beschwerden. Mittlerweile scheinen mir die Schwerpunkte aber besser erklärt zu werden.
Jedenfalls fand ich schliesslich aber eine Therapeutin, bei der ich mich sehr wohl fühlte.
Die Therapie fand ich anschliessend sehr hilfreich. Die Hauptübung, die ich lernte, ist recht simpel. Sie besteht darin, die Beckenbodenmuskulatur einige Sekunden anzuspannen und dann wieder zu entspannen. Der Fokus liegt dabei auf dem Entspannen nach dem Anspannen.
Sie ähnelt damit Übungen, die man auch machen kann, um die Beckenbodenmuskulatur besser wahrnehmen zu lernen oder auch etwas zu kräftigen. Beschreibungen davon gibt es auch im Internet. Vielleicht war es gerade deswegen hilfreich, dass ich die Therapie machen konnte. So konnte ich sichergehen, dass ich wirklich das Richtige mache und die Entwicklungen über einige Monate im Auge behalten. Ich machte dann rasch Fortschritte. Ebenso lernte ich viel über meinen Körper und wie dieser funktioniert. Das half mir auch sehr.
Etwas schwierig finde ich das Thema der Zusammenhänge mit anderen Muskeln. Mir scheint, dass meine Beckenbodenmuskulatur oft etwas verspannter ist, wenn ich auch anderswo Verspannungen habe. Gleichzeitig helfen oft Übungen, etwa für den unteren Rücken, dass die Übungen für die Beckenbodenmuskulatur besser gehen. Solche Beobachtungen sind nützlich, gleichzeitig ist es schwierig komplett zu verstehen, was wie genau zusammenhängt.
Ebenso finde ich bis heute die Langzeitumsetzung etwas schwierig. Ich mache die Übungen immer noch nahezu täglich und ich denke, sie helfen auch. Gleichzeitig funktioniert es meist aber nicht ganz auf dem Niveau wie während den besten Zeiten, während ich die Therapie machen konnte. Das kann an Faktoren wie meiner generellen Formkurve liegen, die in stressigen Zeiten, auch nicht immer die beste ist. Oder vielleicht ist es irgendwann sinnvoll, wieder eine Serie Therapiestunden als Auffrischung zu machen. Aber ich denke, generell hat sich die Beckenbodenphysiotherapie auf jeden Fall gelohnt.