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Familie und Sexualität mit Behinderung

Erfahrungsbericht von Dominique Mani

Art.14 der Schweizerischen Bundesverfassung sagt klar, dass das Recht auf Ehe und Familie gewährleistet sein muss.

Doch – gilt das für alle?

Ja, schon. Nur ist man als Eltern(teil) mit Behinderung(en) und/oder chronischen Krankheiten mehr auf Hilfe angewiesen als andere und es stellen sich zum Teil enorme Herausforderungen. Dies fiel mir auf, als ich schwanger war und mich informieren wollte, wie ich alltägliche Dinge wie das Hochheben des Babys auf den Wickeltisch mit meiner Gleichgewichtsstörung zu Stande bringen kann. Ich rief alle namhaften Behindertenorganisationen an, aber niemand konnte mir mit diesem Problem weiterhelfen. Dies zeigte mir, dass Eltern mit Behinderung in der Schweiz immer noch eine mit viel zu wenig Beachtung beschenkte Minderheit sind.

Dies ist schade, aber die Vernachlässigung dieses Themas fängt ja schon bei der Sexualität an. Reaktionen und Fragen wie „Wie, mit deiner Behinderung willst du Sex haben? Wie geht denn das?“ sind leider immer noch an der Tagesordnung. Ich bin der Meinung, dass es endlich normal sein sollte, dass Menschen mit Behinderung genauso Sex haben wie Menschen ohne Einschränkung.  

Dass daraus auch Babys entstehen können, scheint noch zu wenig im Bewusstsein der Behindertenorganisationen angekommen zu sein, denn zu dem Thema Eltern sein mit Behinderung findet man kaum etwas. Zum Thema Sexualität mit Behinderung wird mehr gesagt, es finden auch Workshops dazu statt. Dass Elternschaft mit Behinderung immer noch so ein Tabu zu sein scheint, stellt solche Familien vor grosse Herausforderungen, da, wie gesagt, oft spezielle Unterstützung nötig ist. In vielen Fällen ist es dann die Familie, die mithilft. Es gibt zwar auch persönliche Assistenz der IV, doch dazu haben nicht alle Zugang, z.B. wenn der Grad der Behinderung zu gering ist. 

Deshalb habe ich das Projekt „Eltern mit Behinderung“ ins Leben gerufen, um selbst eine Stelle zu schaffen, wo sich Eltern mit Behinderung Beratung holen und auch austauschen können. Dieses Projekt möchte ich mit Unterstützung des Vereins Tatkraft durchführen. Noch steckt „Eltern mit Behinderung“ zwar in den Kinderschuhen, wir sind aber stetig daran, dies umzusetzen. 

Falls ihr daran Interesse habt, findet ihr uns unter Eltern_mit_Behinderung auf Instagram. Mit freundlicher Unterstützung von Enable Me haben wir zudem eine Umfrage zum Thema gestartet: https://docs.google.com/forms/d/1LZ9x0gThh84E-hIOe4-Cy6HJIYYHibNSL-zp76NWvX8/edit?usp=sharing

Falls Ihr selbst Eltern mit Behinderung seid, würden wir uns freuen, wenn ihr die Umfrage ausfüllt, um die  Art der Dienstleistung besser auf eure Bedürfnisse zuschneiden zu können.

Ich hoffe sehr, dass eine Mutter mit Sehbehinderung oder ein Vater mit einer Cerebralparese bald genauso zum Stadtbild dazu gehört wie ein/e Rentner:in mit Rollator.

 

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