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Das grosse Oh! - Was mein Orgasmus mit meiner Selbstakzeptanz zu tun hat

Erfahrungsbericht von Jessica

Ich weiss ja nicht, wie es bei euch war, aber meine Pubertät ähnelte einer Achterbahn: geprägt von Freude, Abenteuer, Unsicherheit und Scham. Mein Körperbild betrachtete ich während dieser Zeit argwöhnisch und wenig liebevoll. Ich war unsicher über mein Aussehen und die damit verbundene Attraktivität. Bin ich wirklich schön genug, liebes- und begehrenswert? Kann ich als Frau mit CP jemals Sex haben? Glücklicherweise entwickelte ich mit dem Älterwerden neue, motivierendere Ansichten. Heute kann ich selbstbewusst zu mir stehen und ich finde mich durchaus attraktiv. Ein Schritt dazu war ein positiver Umgang mit meiner eigenen Sexualität.

Den ersten Zugang zu Sexualität habe ich durch Selbstbefriedigung erhalten. Hierbei konnte ich meinen Körper, meine erogenen Zonen und schlussendlich die Lust entdecken. Was fühlt sich gut und angenehm an? Wie fühlt sich ein Orgasmus an? Gerade die Frage, wie sich wohl ein Orgasmus anzufühlen vermag, liess mich nicht mehr los. Ich wollte unbedingt einen Orgasmus erleben, damit ich wusste, von was die Leute aus der Klasse oder aus der BRAVO sprachen – ich wollte mitreden. Aber nicht nur das: ich wollte herausfinden, wie sich ein Orgasmus trotz viel Spastik anfühlt; ob das Freude oder Schmerzen bereitet; ob es schwierig ist, diesen berühmten Höhepunkt zu erreichen und vieles mehr. Es war ein Balanceakt zwischen Vorfreude und Furcht.

Als ich eines Tages durch Selbstbefriedigung einen Orgasmus hatte, war ich überwältigt. Es mischten sich Gefühle von Erregung mit Glückseligkeit und Entspannung. Mit der Zeit und mit der  Erfahrung habe ich bemerkt, dass der Orgasmus von Mal zu Mal unterschiedlich sein kann. Ebenso kann der Weg dorthin verschieden ablaufen: mal zart, mal hart... Mittlerweile kann ich behaupten, ich mag meine Sexualität, egal ob ich sie alleine oder zu zweit geniesse. 

An alle die ebenfalls ihre Sexualität und den Orgasmus erleben möchten: Sucht euch einen ruhigen Ort, wo ihr euch sicher und ungestört fühlt. Nehmt euch Zeit und gönnt euch angenehme Düfte, Musik oder Lotionen. Entdeckt mit Freude und mit einer spielerischen Neugier euren einzigartigen und wundervollen Körper. Wenn ihr eurem Körper Beachtung schenkt, könnt ihr ihn besser akzeptieren oder gar lieben lernen – es lohnt sich! Was mir aber wichtig ist: Bitte euch nicht unter Druck! Es besteht kein Orgasmus- oder Selbstbefriedigungszwang! Macht bitte nur das, womit ihr euch wohlfühlt. Selbst wenn es mit der Befriedigung und dem Orgasmus nicht klappen sollte, ist dies kein Versagen. Im Gegenteil, dies kann zum Beispiel in Form von Tantra oder einer Sexualtherapie erlernt werden. Auch völlig okay ist es, wenn ihr gar kein Bedürfnis nach Selbstbefriedigung oder Sexualität allgemein verspürt. Es gibt noch genügend andere Wege (Selbst-)Liebe, Freude oder Glück zu empfinden. 

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