Erfahrungsbericht von Anna
Ich möchte allen Paaren mit Behinderungen denen allenfalls Steine in den Weg gelegt werden, egal ob grosse oder kleine, Mut machen.
Meine erste Beziehung durfte ich mit einem Mann mit Spina bifida führen. Ich selbst lebe mit einer Cerebralparese. Meine Cerebralparese zeigt sich oft in einem Wechselspiel von An- und Entspannung, so auch bei Intimitäten.
Für mich war diese Beziehung eine sehr lehrreiche Zeit. Mit viel Fantasie lernten wir uns besser kennen, so auch unsere unterschiedlichen Körper und Behinderungen. Da gab es zum Beispiel eher unkonventionelle, erogene Zonen am ganzen Körper zu entdecken: Hierzu gehörten unter anderem Berührungen seiner Brustwarzen mit verschieden starkem Druck oder Ziehen. Auch ein Unterarm kann interessant sein (durch Berührungen mit den Händen oder dem Gesicht). Wir lernten, auf mich bezogen, mit der Hypotonie (Lähmung) und Hypertonie (Spastik) meines Körpers umzugehen oder es einfach nur auszuhalten, dass eine Lähmung eingesetzt hat, egal mit steifen oder schlaffen Muskeln oder beidem aufeinander folgend, bei grosser Anstrengung.
Habt Mut Dinge auszuprobieren, ihr beide wisst bzw. entdeckt, was gegenseitig möglich ist.
Wahrung der Privatsphäre: Wir hatten die Problematik, dass seine Mutter keine Vorhänge an seine Zimmerfenster hängen wollte. Die Möglichkeit wäre zwar vorhanden gewesen, aber die Mutter wollte oder konnte nicht einsehen, warum Vorhänge für eine gelungene Privatsphäre nötig sind. Hiermit rufe ich auf, setzt euch für eure Privatsphäre ein – und liebe Erziehungsberechtigte setzt die Brille eurer Tochter oder eures Sohnes auf!
Steht für eure Bedürfnisse ein, auch in intimer, sexueller Hinsicht! Es muss für euch stimmig sein und niemand anderen - egal, was die Gesellschaft davon hält!